unsere geschichte
DIE ENTSTEHUNG VON GLEIS 21
2014 entwickelten Architekt Markus Zilker und der Prozessbegleiter Gernot Tscherteu die Idee des Wohnbauprojektes im Sonnwendviertel Ost. Bis zum tatsächlichen Einzug und der Saaleröffnung sollte es jedoch bis 2019 dauern.
Erstes Planungstreffen bei 1:1 Architektur
2015
Baugruppenwettbewerb „Sonnwendviertel Ost“
Als die ÖBB Anfang 2015 im Zuge der Errichtung des Wiener Hauptbahnhofs vier Bauplätze im neuen Sonnwendviertel Ost für Baugruppen auslobt, findet sich eine Gründer:innengruppe zusammen, die in mehreren losen Treffen mit Architekt Markus Zilker vom Büro 1:1 Architektur und Prozessbegleiter Gernot Tscherteu vom Büro realitylab erste Ideen für die Teilnahme am zweistufigen Vergabewettbewerb spinnt. Bei einem dreitägigen Workshop im Frühjahr 2015 legen die 18 „Pioniere“ die Weichen für das Projekt und formulieren die erste Fassung der gemeinsamen Vision: diese gibt auch heute noch die Richtung vor, in die sich GLEIS 21 fortbewegt.
Drei intensive, arbeitsreiche Monate folgen: Ein Verein wird gegründet, das Konzept für die Architektur des Hauses entwickelt, die Bespielung der Erdgeschoßzone geplant und Kooperationspartner werden gefunden. Der gemeinnützige Bauträger Schwarzatal etwa, der das Haus für die Baugruppe errichtet, oder die Diakonie, die Interesse an der Nutzung einiger Wohnungen für geflüchtete Menschen hat. Die Einreichung ist erfolgreich und nach Einladung zum Hearing und einer Präsentation vor der Jury ist im Juni 2015 dann klar: die Vision von GLEIS 21 wird Realität!
Vorbereitungen für die Einreichung des Baugruppenwettbewerbs
2015 – 2017
Gruppenerweiterung und Planungsphase
Um tatsächlich ein Haus zu bauen, braucht es vielen Hände: Zum Glück zeigt sich, dass das Interesse an den Zielen von GLEIS 21 groß ist. So kommen im Laufe von mehreren „Erweiterungsrunden“ viele neue Gesichter hinzu. Bei der Auswahl der neuen „Gleisler:innen“ wird besonders darauf geachtet, dass ein möglichst großes Spektrum an unterschiedlichen Altersgruppen und Lebensformen vertreten ist.
In der Planungsphase werden zahlreiche große und kleine Entscheidungen getroffen, die das heutige Erscheinungsbild von GLEIS 21 ausmachen: Beispielsweise der Beschluss, das Gebäude aus Holz zu errichten – entgegen vermeintlich höheren Errichtungskosten und anderen Schwierigkeiten. Oder die Vergabe der individuellen Wohnungen, bei der die zahlreichen (und manchmal entgegengesetzten) Interessen und Bedürfnisse der zukünftigen Nutzer:innen soweit als nur möglich miteinander in Einklang zu bringen waren: Die soziokratischen Tools und Methoden erleichtern es der Gruppe, auch schwierige Entscheidungen auf pragmatische Art und Weise zu treffen, und dennoch sicherzustellen, dass die Sichtweisen und Einwände aller Gehör bekommen.
Neben den individuellen Wohnungen werden auch die Gemeinschaftsräume und ihre Ausstattung geplant, damit sie bei Fertigstellung des Hauses bereits benützbar sind. Dafür bilden sich Gruppen von „Raumpatron:innen“, die die möglichen Nutzungsszenarien ausloten und die Ausstattung definieren.
Nach der Zusage der Wohnbauförderung beginnt im Herbst 2016 die Suche nach einem Generalunternehmer, der das Haus errichten soll – doch diese gestaltet sich als äußerst schwierig. Als wiederholt Verhandlungen mit möglichen Firmen scheitern, steht die Realisierung des Projekts, so wie sie geplant war, auf der Kippe. Schließlich sagt der Kärntner Holzbauer Weißenseer doch zu, die Gesamtumsetzung des Baus zu übernehmen – ein wichtiger Meilenstein für die Firma und für die Baugruppe.
Besichtigung Bauplatz
2017 – 2019
Bauphase
Im November 2017 erfolgt schließlich der Startschuss der Bauarbeiten: Musikalisch begleitet von Schüler:innen der Musikschule „Klangwerk“, die von „Gleisler“ Erwin Sükar geleitet und später auch in das Haus einziehen wird, feiern die Mitglieder der Baugruppe den Spatenstich auf der bei Baustelle trotz Regen und im Matsch.
Begleitet werden sie dabei von einem Kamerateam um Regisseurin Andrea Eder, die in ihrem Dokumentarfilm „Bahnbrechend anders wohnen“ vier Familien aus GLEIS 21 bis zu ihrem Einzug im Haus portraitiert und dabei von den Höhen (und manchmal Tiefen) des Lebens in einer Baugruppe erzählt.
Eineinhalb Jahre lang beobachten die „Gleisler:innen“ das Wachsen ihres Hauses: Zunächst langsam, während Keller- und Erdgeschoß in Betonbauweise entstehen, dann immer schneller, sobald die Obergeschoße aus vorgefertigten Holzbauteilen nur noch angeliefert und zusammengesetzt werden müssen. Von innen bekommen sie das Haus nur in Ausnahmefällen zu sehen, denn bis zur Fertigstellung ist die Schwarzatal Besitzerin und Bauherrin des Hauses.
Feier Grundsteinlegung
Juni 2019
Schlüsselübergabe und Einzug
Im Mai 2019 unterschreibt das Leitungsteam des Vereins dann den Kaufvertrag – damit geht das fertige Haus in das Eigentum des Vereins über: Die Baugruppe ist zuhause angekommen. Noch während die letzten Arbeiten auf der gemeinschaftlichen Dachterrasse abgeschlossen werden, stellen Mitglieder der Arbeitsgruppe Finanzen und Recht die ersten Nutzungsverträge aus und übergeben die Schlüssel zu den privaten Wohnungen.
Seitdem wird aus der „Baugruppe“ eine große „Wohngemeinschaft“: Die Gemeinschaftsräume füllen sich mit Aktivität und das Zusammenleben wird nach den vielen Jahren der Arbeit und Anstrengungen während der Planungs- und Bauphase Realität. Die Aufgaben werden nun andere: Der Rasen auf der Dachterrasse muss gegossen, die Vermietung der Gästewohnungen organisiert oder im Winter die Schneeräumung koordiniert werden.
Unterzeichnung Wohnheimvertrag und Schlüsselübergabe
Oktober 2019
Eröffnung des Kulturraums
Seit der Projekteinreichung ist Kultur ein wichtiger Baustein im Konzept von GLEIS 21 – nicht zuletzt, weil die „Gleisler:innen“ eine Vielzahl von Kompetenzen und Interessen aus Musik, Literatur oder Film und Video mitbringen. Der Veranstaltungssaal im Erdgeschoß soll das Zentrum dieser Aktivitäten werden. Schon während der Bauarbeiten beginnt eine kleine Projektgruppe, mithilfe einer Crowdfunding-Kampagne Gelder für die Finanzierung zu sammeln. Als der Saal im Oktober 2019 fertig ausgestattet ist, bedankt sich GLEIS 21 bei den „Fundern“ mit einem festlichen Pre-Opening-Event samt spannendem Programm, zwei Wochen später heißt es dann offiziell „Welcome to GLEIS 21“.
Pre-Opening-Event, Eröffnung Kulturraum mit der Gruppe Alma
Februar 2020
Auszeichnung Klimaaktiv Gold
Die mutige Entscheidung zu Holzbau und energieffizenter Bauweise wird belohnt: Im Februar 2020 wird GLEIS 21 mit „Klimaaktiv Gold“ für ökologische und energieeffiziente Gebäude ausgezeichnet und beim vienna passathon 2021 als eines der „Leuchtturmobjekte“ für Wien aufgelistet. Andere Preise folgen: GLEIS 21 wird unter den Wohnbauten des Jahres 2021 mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Und beim International Project Urban Award kommt das Gebäude unter die Finalisten, beim Mies-van-Rohe-Award der Europäischen Kommission im Jahr 2022 auf die Shortlist.
Preisverleihung mit Bundesministerin Leonore Gewessler
Jänner 2021
toZOMIA zieht ein
Im Jänner 2021 komplettiert schließlich der Einzug des Künstler:innenkollektivs toZOMIA das kulturelle Leben im Haus: Seitdem gibt es nicht nur spannende Ausstellungen und interessante Begegnungen im Erdgeschoß, sondern auch tollen Kaffee und Bio-Brot von Kaffeesatz.
Vertragsunterzeichung mit toZOMIA
Juni 2022
Gewinner New European Bauhaus
GLEIS 21 gewinnt den nächsten wichtigen Preis! Diesmal den New European Bauhaus-Preis in der Kategorie „Regaining a sense of belonging“. Projektleiterin Annegret Haider vom Büro 1:1 Architektur und Senka Nikolic von Schwarzatal konnten in Brüssel die Auszeichnung der Europäischen Kommission entgegennehmen. Wir freuen uns sehr über diese schöne Anerkennung.
Auszeichnung in der Kategorie „Ein Gefühl der Zugehörigkeit zurückgewinnen“