FR / 21.10.2022 / 16:00-19:00

Kontakt Sammlung: General Alert – Kriege, die nie enden

Film

Einladung zur Eröffnung der Ausstellung.

Der gegenwärtige russische Angriffskrieg auf die Ukraine macht deutlich, dass Kriege mit all ihren Auswirkungen, die auf historischer Ebene die geopolitische, soziale und wirtschaftliche Ordnung in Europa mitbestimmten, nie zu Ende gingen. General Alert ist dem Titel einer Arbeit von Sanja Iveković entlehnt, die 1995 während der Jugoslawienkriege entstand. Gemäß dem Konzept der Kontakt Sammlung liegt der Schwerpunkt der Ausstellung auf Arbeiten aus ost- und südosteuropäischen Ländern sowie auf Österreich, zum größten Teil stammen sie aus der Sammlung. Ihre Themen beziehen sich auf den Krieg in der Ukraine, in Ex-Jugoslawien sowie auf den Holocaust. Die Ausstellung zeigt aber auch Arbeiten, in denen es um das Subjektive, Existenzielle und Körperliche geht, wobei Melancholie, Verletzung, Angst und Kritik zum Ausdruck kommen und sich Spannungsverhältnisse zur politischen Realität manifestieren. Die Ausstellung findet an unterschiedlichen Orten im 4. und 10. Bezirk in Wien statt.

kuratiert von Silvia Eiblmayr in Zusammenarbeit mit Kathrin Rhomberg

Im Gleis 21 werden im Rahmen der Ausstellungseröffnung folgende beiden Arbeiten zu sehen sein:

Jasmila Žbanić
After After, 1997
Video, Farbe, Ton
16 min 52 sek

In ihrem ersten Film, den sie als junge Studentin drehte, ging Jasmila Žbanić mit einer Psychologin in Sarajevo in eine Klasse mit Volksschulkindern. Sarajevo war durch die Armee der bosnischen Serben, der verbliebenen jugoslawischen Bundesarmee und von Paramilitärs vier Jahre lang belagert und beschossen worden. Allein 1.600 Kinder wurden dabei getötet. Als die Psychologin den Kindern die Frage stellte, wovor sie sich fürchteten, zeigt deren heftige Reaktion, welche schrecklichen Erfahrungen sie im Krieg machen mussten und lässt erahnen, welche Traumata dieser bei ihnen hinterlassen hatte. Ein Mädchen, die zarte sechsjährige Alma, die schüchtern verneinte, dass sie Angst hätte, wird von der Psychologin und der Filmemacherin nach Hause begleitet, wo sich die Katastrophe, die Alma und ihre Familie getroffen hat, herzzerreißend offenbart: Die Mutter ist aus der „Mischehe“ mit einem bosnischen Mann geflüchtet und Alma lebt mit dem Vater und der alten Großmutter in ärmlichsten Verhältnissen. Trost findet sie im Spiel mit ihren Puppen.


Jasmila Žbanić
Red Rubber Boots, 2000
Video, Farbe, Ton
18 min 12 sek

Jasmila Žbanić widmet ihre gesamte filmische Arbeit dem Krieg in Bosnien und dessen grausamen und tragischen Folgen für die Menschen in diesem Land. In Red Rubber Boots begleitet sie Jasna P. auf der Suche nach den sterblichen Überresten ihrer zwei Kinder Amar (vier Jahre) und Ajla (vier Monate). Die Kinder wurden von der serbischen Armee getötet und in einem Massengrab beerdigt. In Begleitung von Untersuchungskommissionen fährt Jasna P. von einem Massengrab zum anderen, in der Hoffnung die roten Gummistiefel ihres Sohnes zu finden, die er trug, als die Kinder ihr entrissen wurden.

1974, Sarajevo / BA (damals Jugoslawien), lebt in Berlin / DE

Weitere Infos

Ab 19–23 Uhr: Getränke und Snacks im Atrium des Erste Campus

Hinweis: am 5.11.2022 findet im GLEIS 21 eine ausführliche Podiumsdiskussion zum Thema statt!

Weitere Informationen unter
www.kontakt-collection.org  oder info@kontakt-collection.org.

 

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