FR / 22.09.2023 / 14:30

Jenseits der Tangente: Wildwuchs als Konzept

Stadterkundung

Das alte Gartenbau- und Industriegelände östlich der A 23 (Südosttangente) galt um die Jahrtausendwende als das Stadtentwicklungsgebiet Wiens schlechthin. Infolge der Verlängerung der U3 sollte das schäbige „East End“ rund um die von Stararchitekten umgebauten Gasometer von Grund auf umgewandelt und aufgewertet werden. 20 Jahre später ist die Gegend tatsächlich kaum mehr wiederzuerkennen, doch ist ihre Tristesse keineswegs gewichen. Statt Verödung durch Niedergang und Verfall herrscht nun Ödnis durch banale Großprojekte und ambitionslose Freiräume. Baumassen von bestenfalls mittelmäßiger Architektur und wirtschaftlich zweifelhaftem Erfolg reihen sich ohne jeden Zusammenhang aneinander und offenbaren eine beispiellose städtebauliche Willkür, die von den Planern letztendlich sogar zum Konzept hochstilisiert wurde.

Stadtplaner und Kritiker Reinhard Seiß spaziert mit uns bei seiner vierten Stadterkundung durch dieses desparate Entwicklungsgebiet und besucht unter anderem die Neubauten an der Erdbergstraße, die Headquarter von ÖAMTC und Wiener Wohnen, die Gasometer City, die Wohnbauten in der Otto Herschmann-Gasse und der Leopold Böhm-Straße, die Bürokomplexe Marximum und MGC, die drei Hochhäuser von „Landmarx“ oder auch den Busbahnhof Erdberg, an dem Wien seine Gäste aus dem Osten unter der Autobahnbrücke empfängt.

Start- und Endpunkt: vor der U3-Station Erdberg, Ausgang Erdbergstraße

(c) Reinhard Seiß

Weitere Infos

Zu Reinhard Seiß:
Studium der Raumplanung an der TU Wien, Dr. techn.; Tätigkeit als Stadtplaner und Berater, Filmemacher und Fachpublizist; schreibt u.a. für FAZ, Süddeutsche Zeitung, Neue Zürcher Zeitung und Die Presse (Spectrum); Buchveröffentlichungen u.a. „Wer baut Wien?“ (2007/2013) und „Harry Glück. Wohnbauten“ (2014); Produktionen für Fernsehen und Hörfunk; Gestaltung von Fachveranstaltungen und Ausstellungen; internationale Lehr- und Vortragstätigkeit; Mitglied des Baukulturbeirats der Österreichischen Bundesregierung, des Stadtplanungsbeirats von Dornbirn sowie der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung.

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